Sonntag, 6. November 2016

Mehr Farbe mit Kartoffelstärke - Die Anfänge der Amateur-Farbfotografie

Bisher fanden sich auf diesem Blog nur Schwarz-Weiß-Bilder. Hier nun die ersten beiden "Abzüge" von zwei farbigen Glasplatten.

Farbdia im Autochromverfahren, nach 1907Farbdia im Autochromverfahren, nach 1907

Ich kannte große Foto-Glasplatten-Negative bisher nur mit Schwarz-Weiß-Negativen. 
Entsprechend überrascht war ich, also ich die zwei "farbrichtigen" Glasplatten zwischen den anderen Aufnahmen fand.

In meiner Welt waren Farbfilme irgendwann in den 50ern entwickelt worden und Fotos vor dem zweiten Weltkrieg grundsätzlich nicht farbig. :-)
Von daher war mein erster Gedanke, ob man wohl in den 1950/60ern Farbfotos/-dias auf Glasplatten entwickelt hat?  Oder anderes gefragt, "Von wann sind die Bilder denn überhaupt?" 1950/1960? Noch später?

Entsprechend überrascht war ich als ich las, dass erste Farbfoto entstand 1861! -> ...Farbfotografie...

Und ab 1907 wurden die ersten Autochromplatten verkauft. Glasplatten, die mit eingefärbte Kartoffelstärkekörnchen beschichtet wurden, die wiederum wie ein Farbfilter vor der  Silberbromid-Gelatine-Emulsion wirken. Nach der Aufnahme wurde das Negativ entwickelt und nochmal umkopiert. Anschließend hatte man ein Farbdia mit "richtiger" Farbwirkung.
Und wenn man es genau nimmt nutzen die meisten moderne Kamera- oder Handy-Bildsensoren (Bayer-Sensor) die gleiche Idee um Farbinformationen in einen Bildpunkt zu bekommen.

Wenn man die Bilder ausreichend vergrößert, dann sieht man auch die Farbkörner auf der Platte.

Im ersten Schritt erinnert das Bild noch an einen alten Röhrenfernseher, an denn man zu nah hingeht...

Farbdia im Autochromverfahren, nach 1907 - Detailaufnahme

 Dann wird es immer bunter... 

Farbdia im Autochromverfahren, nach 1907 - Detailaufnahme

... und dann kann man auch die einzelnen Farbpunkte genau erkennnen.

Farbdia im Autochromverfahren, nach 1907 - Detailaufnahme

Der Defefinition nach sollten beim Autochromverfahren mit Kartoffelstärke schwarze/weiße Punkte von der Holzkohle zu sehen sein, die zum "Abdichten" der Stärkeschicht verwendet wurde.

Hier auf den Fotos liegen die Farbpunkte aber ohne Abstand direkt aneinander. Was darauf schließen lässt, dass die Platte eher eine Platte nach Art der Agfacolor-Platte ist, bei der die Filterschicht aus eingefärbten Lackpartikeln bestand und somit keine Holzkohle zum Auffüllen der Zwischenräume mehr benötigte.

Da diese Platten schon 1927 um die 10.000 Farbpartikel pro Quadratmillimeter aufwiesen und die vorliegenden Platten eher grob gerastert sind, würde ich die Platten auf die frühen 1920er datieren.
Allerdings habe ich keine Informationen, bis wann ungefähr Farb-Platten mit eher groben Raster verwendet wurden, oder ob es Anbieter mit "schlechteren" Verfahren für den Privatanwender gab.

Jenseits der technischen Details wäre es natürlich noch spannend zu wissen wo die Bilder entstanden sind.
Bisher habe ich allerdings noch keine Idee, wo die Bilder entstanden sein könnten...
(Falls jemand eine Idee hat, ich freue mich über einen Kommentar :-)

Alle Bilder aus den letzen drei Artikeln fanden sich in diesem Karton.
Auch hier ist die Aufmachung noch recht aufwendig, wenn auch die Nummer 7588 nicht für mehr eine Einzelanfertigung, sondern -trotz echtem Siegel- klar für "Massenproduktion" spricht.



Einstweilen viele Grüße
Peter

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