Freitag, 7. September 2018

Schon wieder Garmisch und ein Ausflug an den Zürichsee - Teil 1

Die Fotos dieser Reihe stammen von einem Trödler aus dem Chiemgau. Sie liegen schon ein Weilchen und eigentlich hatte ich Motive aus der Gegend erwartet. Aber ich vermute, schon vor 100 Jahren haben die Leute eher die Ausflüge und Urlaube fotografiert, weniger das Nachbarhaus oder den eigenen Garten...

Wie auch immer, einen Teil der Bilder konnte ich zwei Gegenden zuordnen.
Bei anderen fehlt mir aktuell noch eine Idee.

Beginnen wir mit dem Teil, der rund um Garmisch-Partenkirchen entstanden ist und der Frage nach dem Wo und Wann.

Auf den ersten Blick ein Foto der kurzen Rast am Bach, bei der der Fotograf die Zeitverzögerung nach der Auslösung nutzen wollte um wieder zurück zur Familie -und damit ist Bild- zu kommen... Nun, es ist ihm nur teilweise gelungen :-)



Aber er hat den Aufnahmeort seinerzeit freundlicherweise so gewählt, dass sich Ort und Zeitraum ungefähr bestimmen lassen...


Detail - Familienfoto am Grenzübergang Griesen - Königreich Bayern - Österreich-Ungarn - vermutlich vor 1918

Denn zum einen ist auf dem Schild Griesen zu lesen. Direkt an der österreichischen Grenze gelegen ein Ortsteil von Garmisch. Zusammen mit dem Bach dürfte sich der Ort vermutlich auch heute noch finden lassen.
Neben dem Schild mit der Aufschrift Zollstrasse ... Griesen, sieht man im Hintergrund, auch einen passenden Grenzpfosten. Dem Wappen nach sollte es sich um das Wappen des Königsreichs Bayern handeln. Demnach müsste das Foto vor 1923 entstanden sein. Denn auch wenn der Freistaat Bayern das Königreich bereits 1918 ablöste, so gab es offensichtlich erst 1923 ein neues Wappen -> Geschichte der Bayerischen Staatswappen
Ein erster Hinweis auf den Zeitraum der Aufnahme. Davon finden sich auf anderen Fotos weitere, aber zunächst zu den Protagonisten der Serie.

Die beiden auf dem Foto ziehen sich durch die kleine Sammlung von insgesamt sechs Kartons mit Fotoplatten, von denen man leider den meisten die letzten 100 Jahren durchaus ansieht. Das ein Teil der Platten im kleineren Format von 4,5 x 6 cm ist (die "normalen" Platten haben meist 6,5 x 9 cm oder  9 x 12 cm), macht die Sache nicht besser. 

Die beiden in leichter Wanderkleidung :-)



Detail - Zwei Personen im Garmischer Umland - um 1910-1920

und in eher "ordentlichem" Outfit.

Zwei Personen im Garmischer Umland - um 1910-1920

Hier nochmal im Kreise der Familie(?). Vielleicht mit den Schwiegereltern...
Aber zumindest nochmal beim Versuch schneller zu sein als die Kamera :-)

drei von vier Personen auf einer Bank - um 1920vier Personen auf einer Bank - um 1920

Und dieser wachsame Kurzhaarteckel gehörte offensichtlich auch zur Familie.

Foto eines Kurzhaarteckels (?) - um 1914-1920


Zurück nach Garmisch und in die Berge.

Das erste Bild zeigt unseren Fotografen vor dem Zugspitzplatt, quasi der Rückseite der Zugspitze. 
Also zumindest für den geneigten mit-der-Zugspitz-Seilbahn-auf-den-Berg-Fahrer.
Links im Bild die Gatterlköpfe und die Plattspitzen, zentral der Schneefernerkopf und im rechten Bereich der Hochblassen. Ich glaube im Hintergrund ist auch der Gipfel der Zugspitze zu sehen, aber das würde ich nicht unterschreiben.



  Detail - Drei Personen vor dem Zugspitzplatt vom Weg zwischen Schachenhaus und Meilerhütte aus fotografiert - um 1910-1920

Ein passendes Referenzbild findet sich -wie so oft- in der Wikipedia. Inklusiv der Erläuterung wo das Foto entstanden ist. Auf dem Weg vom Königshaus am Schachen zur Meilerhütte.


Von Coronium - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Dank dieser Information war die Zuordnung der folgenden Bilder auch etwas einfacher.
Zum einen dieses Bild, entstanden vor der neuen Meilerhütte, gebaut von 1909 bis 1911 und am 16. Juli 1911 eingeweiht. Die Steinquader sind recht markant und es gibt entsprechende Vergleichsbilder im Netz.

Detail - drei Personen vor der neuen Meilerhütte  - um 1910-1920drei Personen vor der neuen Meilerhütte  - um 1910-1920

Die Geschichte der Hütte als PDF auf der Homepage des Alpenvereins Garmisch-Partenkirchen. -> www.alpenverein-gapa.de/.../meilerhuette.
Von dort hat man auch einen guten Blick auf die Dreitorspitze, auch wenn sie hier oben abgeschnitten wurde.


Blick auf die Dreitorspitze von der Meilerhütte aus - um 1910-1920


Der Zeitraum lässt sich noch ein wenig genauer eingrenzen, wenn man die Fotos aus der Partnachklamm mit einbezieht. Die eiserne Brücke über die Klamm wurde erst im Jahr 1914 erbaut. Vorausgesetzt die Bilder rund um Garmisch stammen aus dem selben Jahr, dann befinden wir uns zeitlich recht knapp vor dem Beginn des ersten Weltkrieges.


Person auf der "Eisernen Brücke" über der Partnachklamm - 1914-1920



Zeitlich passen die folgenden Bilder ebenfalls dazu. Sie sind wohl aus dem Zug heraus geknippst worden. Anderenfalls hätte der Fotograf sicher darauf geachtet die Oberleitungen nicht im Bild zu haben. Ein zu dieser Zeit auch noch eher selten anzutreffendes Problem. Die >>Chronologische Liste der Streckenelektrifizierung der Deutschen Reichsbahn<< vermag dies entsprechend darzulegen.


Foto vom Bahnhof Ehrwald Richtung Sonnenspitze und Rauher Kopf - um 1914-1920

Zweigleisig war (ist) die Außerfernbahn vornehmlich an den Bahnhöfen und die Sonnenspitze und im Vordergrund der Rauher Kopf, lassen auf den Aufnahmeort: Bahnhof Ehrwald schließen. Die Strecke Garmisch–Reutte wurde am 29. Mai 1913 eröffnet und war, wie auch die Strecke Innsbruck-Garmisch (1912), schon als elektrische Strecke geplant worden.



Beim Foto Richtung Wetterspitzen und Schneefernerkopf stand die Kamera offensichtlich nicht fest genug an ihrem Platz. Man kann den Ruck des Zuges beim Halt im Bahnhof förmlich spüren. :-)

Foto von Lermoos aus Richtung Sonnenspitze, Marienbergspitzen und Wampeter Schrofen - um 1914-1920

Das dritte Foto entstand einige Meter weiter von Lermoos aus mit Blickrichtung zurück zur Sonnenspitze (links im Bild) und der Marienbergspitzen mit dem Wampeter Schrofen (zentral im Bild).

Innenaufnahme Bahnfahrt - Garmisch–Reutte - um 1914-1920

Und noch ein Schnappschuss, entstanden im Inneren des Zuges.

Soviel zum Ort und dem Zeitraum der ersten Bilder. Es waren in den Bildern ja doch einige Hinweise enthalten. Deren Entschlüsselung war dann zwar wieder etwas aufwendiger war als gedacht, aber andererseits wären solche Recherchen vor 20 Jahren von der Couch aus überhaut nicht möglich gewesen. 
Von daher ein Danke an Google für die Indexierung und noch mehr an alle die Menschen, die die Tonnen von Informationen zusammengetragen und online gestellt haben.  
Auch die Bestimmung der Aufnahmestandorte anhand der Bergpanoramen zieht sich irgendwie immer arg in die Länge. Und auch wenn GoogleEarth natürlich auch hier eine Hilfe ist, wenn es um Details in den Bergen geht, dann ist das Werkzeug meiner Wahl nach wie vor die Alpenpanorama-erzeugen-Website von Ulrich Deuschle.

Zum Abschluss von Teil 1 hier noch zwei Doppelbelichtungen. Heute per Software mehr oder aufwändig digital erzeugt, damals vermutlich eher ein Ärgernis wenn sich beim Entwickeln heraustellte, dass man bei der ein oder anderen Platte doch vergessen hatte die Belichtung zu dokumentieren.


Doppelaufnahme einer Plattenkamera - Personen bei der Wanderung und Bergpanorama - um 1914-1920


Und auf dem nächsten Bild werden zwei Teile der Serie in einen gemeinsamen Kontext gebracht.


Doppelaufnahme einer Plattenkamera - Frau mit Hund in einer Straße und Foto vom Hotel - um 1914-1920

Detail - Doppelaufnahme einer Plattenkamera - Frau mit Hund in einer Straße und Foto vom Hotel - um 1914-1920


Und mit dem Hotel, dem Hund und der Kirche im Hintergrund geht es dann in der nächsten Runde weiter...

Bis dahin viele Grüße


Peter aka h3px

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